Pests – Eingeführte Tiere

Nicht alle vom Menschen in Neuseeland eingeführten Tiere bedrohen die einheimischen Tiere und Pflanzen, aber die Geschichte der häufig absichtlich eingeführten Arten ist lang und zieht für Neuseelands ursprüngliche Flora und Fauna oft das kürzere Ende nach sich. Der nicht ganz liebevolle Name »the pest« bezieht sich sowohl auf das allgegenwärtige Possum als auch auf andere Tierarten, derer man nicht mehr Herr wird. Einige der »gefährlichen« Tiere werden im folgenden kurz beschrieben.

Possum; Foto: Wikimedia Commons
Possum
Fuchskusu
Trichosurus vulpecula
Foto: Wikimedia Commons

Das trotz seines englischen Namens nicht näher mit dem nordamerikanischen Opossum verwandte Possum gehört zur Familie der Kletterbeutler. In den neuseeländischen Regenwäldern fühlt es sich dementsprechend sehr wohl und vermehrt sich angesichts des angenehmen Klimas und des reichhaltigen Nahrungsangebots mit Vorliebe gleich zweimal im Jahr. Als Delikatessen werden von ihnen junge Triebe von einheimischen Bäumen wie Pohutukawa und Rata angesehen. Aber auch Vogeleier, beispielsweise von Kiwis, stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Der Rumpf des Possums ist etwa 40–50 cm lang, der Schwanz etwa 30 cm. Typischerweise sind die bis zu 4,5 kg schweren Tiere nur knapp 1 cm hoch – so trifft man sie zumindest auf den neuseeländischen Straßen meist in plattgefahrener Form an. Sonst sind sie wohl knapp 15 cm hoch, so ist zu lesen.

Ursprünglich sind die nachtaktiven Possums in Australien beheimatet und in Neuseeland um 1840 als Pelztier angesiedelt worden. Dort gediehen sie prächtig – Schätzungen gehen von derzeit mindestens 50 Millionen dieser possierlichen Tierchen aus. Da sie die einheimische Flora und Fauna bedrohen, ist mehr oder weniger jeder in Neuseeland bemüht, möglichst viele dieser eigentlich ganz putzig aussehenden Tiere zu erlegen – sei es mit Fallen, Gift oder dem Auto.

Stoat; Foto: Wikimedia Commons
Stoat
Hermelin
Mustela erminea
Foto: Wikimedia Commons

Hermeline sind Verwandte der Wiesel und Frettchen, die ihrerseits auf der Nordinsel ebenfalls eine Bedrohung für Vögel darstellen, wenn sie nicht genügend Kaninchen auf den Tisch bekommen. Hermeline wandern auch längere Strecken und haben sich so in den meisten Wäldern des Landes verbreiten können; lediglich über hohe Berge und Pässe gehen sie nicht. Sie töten unter anderem kleine Vögel, beispielsweise junge Kiwis, die weniger als 1 kg wiegen. Zur Bekämpfung werden Fallen aufgestellt: Entlang von etwa 1 km auseinander liegenden »trap lines« befindet sich alle 200 Meter eine mit einem Hühnerei bestückte, tötende Falle. Die Fallen und darin enthaltenen Köder werden im Sommer alle zwei Wochen kontrolliert.

In Neuseeland eingeführt wurden Hermeline in den 1880er Jahren, um die sich ohne natürliche Feinde rasant ausbreitenden Kaninchen zu dezimieren – die ihrerseits eingeführt worden waren, damit die aus England die Jagd gewohnten Herrschaften etwas zu jagen hatten, aber mit der Vermehrungsfreude der Tiere offenbar nicht mithalten konnten.

Rat
Ratte
Rattus ...

Ratten gehörten zu den ersten Begleitern des Menschen – es gibt sogar Knochenfunde, die auf einen ersten Besuch von Menschen vor etwa 2000 Jahren hindeuten; einer neueren Untersuchung zufolge war diese Datierung aber fehlerhaft. Möglicherweise besuchte eine kleine Gruppe von Menschen das Land bereits vor der dauerhaften Besiedlung Neuseelands, verließ es aber schnell wieder und ließ lediglich einige Ratten zurück. Mit der Ankunft der Maori und später der Europäer kamen jedenfalls Ratten dreier Arten auf die Inseln. Die von den Maori eingeführten Kiore sind mittlerweile nur noch im Fiordland, auf Stewart Island und einigen weiteren Inseln zu finden. Pakeha brachten die Norwegische und die Schiffsratte mit. Erstere ist größer und von der weiter verbreiteten Schiffsratte dadurch zu unterscheiden, dass der Schwanz etwas kürzer als der Körper ist. Diese beiden Arten halten sich meist in der Nähe von Menschen auf.

Ratten sind für viele einheimische Vogelarten in erster Linie ein Konkurrent um die Nahrungsmittel, fressen aber auch Eier und junge Vögel. Auf dem Speiseplan der Kiore steht so ziemlich alles, was von der Größe her passt. Dazu gehören neben Früchten und Samen von Pflanzen auch Weta, Schnecken, Frösche, Fledermäuse und Tuatara, so sie welche finden können. Norwegische Ratten halten sich hauptsächlich an Wasserwegen auf, wo sie unter anderem auf dem Boden nistende, auch erwachsene, Vögel jagen. Schiffsratten können im Gegensatz zu den beiden anderen Arten gut klettern, so dass für sie Eier und Jungvögel in höheren Nestern als Futter dienen. Ratten profitieren von einer effektiven Bekämpfung von Hermelinen, von denen sie selber gejagt werden. Zur Bekämpfung von Ratten wird unter anderem Gift eingesetzt.