Die Entstehung Neuseelands

Plattenbewegungen formen das Land
Maui angelt die Nordinsel

Wie Mythen der Maori berichten, brach der Halbgott Maui eines Tages mit seinen Brüdern vom sagenhaften Hawaiki aus zu einem Fischzug auf. Auf offener See warf er seinen magischen Angelhaken aus, an dem schon bald ein Fisch anbiss – Te Ika a Maui, die Nordinsel Neuseelands. Diesen zogen sie gemeinsam aus dem Wasser. Maui wollte nun zu einem Priester, um den Gott der See zu besänftigen, bevor sie den Fisch zerlegten, doch seine Brüder wurden ungeduldig. Sie begannen, den Fisch zu zerteilen und schufen so die Täler, Berge, Seen und felsigen Küsten der Nordinsel. Einer Variante der Geschichte zufolge lebte der Fisch noch; seine Zuckungen bildeten die Verwerfungen der Nordinsel. Den Kopf des Fisches bildet die Gegend um Wellington. Die Südinsel ist in manchen Varianten dieser Geschichte das gekenterte Kanu von Maui und seinen Brüdern – der Kiel bildet die Southern Alps; sie trägt mitunter daher auch den Namen Te Waka a Maui. Stewart Island ist danach der Ankerstein, Te Punga a Maui.

Geologisch betrachtet beginnt die Geschichte Neuseelands vor etwa 680 Millionen Jahren – so alt sind die ältesten Gesteine der Inseln. Vor etwa 80 Millionen Jahren trennte sich Neuseeland vom Urkontinent Gondwana, dessen Rest später Australien, Afrika, Südamerika und die Antarktis sowie Indien bildete. Da zu dieser Zeit noch Dinosaurier lebten, gab es diese auch in Neuseeland, bis sie vor etwa 65 Millionen Jahren ausstarben; Säuge- und Beuteltiere dagegen entstanden erst später und fehlten daher in Neuseeland. Auch Gondwanas Farne und Koniferen blieben in Neuseeland erhalten, während sie andernorts durch andere Pflanzen verdrängt oder durch Tiere oder den Menschen zerstört wurden.

In Verbindung mit der späten Besiedlung erklärt sich so, dass die Pflanzen- und Tierwelt Neuseelands einmalig ist: Zahlreiche Arten gibt es nirgends anders auf der Welt und Tiere, die in anderen Ländern beheimatet sind, fehlen oder wurden erst spät von Menschen importiert – mit teilweise verheerenden Folgen für die heimischen Arten. Vögel und Insekten besetzen teilweise die Nischen, die andernorts von Säugetieren belegt sind, Schlangen dagegen fehlen beispielsweise völlig.

Plattenbewegungen formen das Land
Plattenbewegungen formen das Land

Neuseeland liegt am Rand zweier Kontinentalplatten, die als »Australische« und »Pazifische Platte« bezeichnet werden. Sie gleiten aneinander vorbei, wobei sie sich auch aufeinander zu bewegen. Die Pazifische Platte taucht dabei unter die Australische ab und es entsteht eine Auffaltung der Erdkruste entlang der sogenannten alpine fault (der Alpinen Verwerfung), die mitten durch Neuseeland verläuft. Diesen Plattenbewegungen verdankt Neuseeland zu guten Teilen seine Landschaft mit dem Hochplateau auf der Nordinsel und den Southern Alps auf der Südinsel sowie Vulkanismus und Erdbeben.

Im 2. Jahrhundert wurde Neuseeland dann vermutlich erstmals auf der Weltbühne wahrgenommen: Römische und chinesische Berichte sprechen von einer Verdunkelung des Himmels, als deren Ursache man heute die Eruption des Vulkans Taupo ansieht, die eine der stärksten der letzten 5000 Jahre war. Neben den Vulkanen war vor allem die Eiszeit gestalterisch tätig: Die die Berge hinabgleitenden Eismassen formten Täler und Fjorde. In den letzten 1000 Jahren begannen dann Menschen, die Natur nachhaltig zu verändern.