Die Ankunft Europas

James Cook in Christchurch
James Cook in Christchurch

Auf der vergeblichen Suche nach dem Südkontinent, dessen Existenz seit der Antike vermutet wurde, segelte 1642 der Holländer Abel Janszoon Tasman von Batavia (heute Djakarta) in weitem Bogen um Australien herum und stieß dabei auf eine Küste, von der er glaubte, sie gehöre zu Staten Landt (heute: Isla de los Estados) vor der Spitze Südamerikas. Tatsächlich hatte Tasman jedoch Neuland entdeckt: Neuseeland. Er erreichte die Westküste der Südinsel in der Nähe von Punakaiki und segelte über das Cape Foulwind zur Golden Bay – die erst später so benannt wurden. Bei einem Landeversuch dort wurden die Neuankömmlinge nicht gerade freundlich begrüßt: Vier von Tasmans Leuten und ein Maori wurden getötet. Die Neugier auf das Land hielt sich daher in Grenzen und Tasman setzte nie einen Fuß an Land.

Es sollte bis 1768 dauern, bis eine neue Expedition die Suche nach dem Südkontinent in dieser Ecke der Welt fortsetzte und James Cook an Bord seines Schiffes Endeavour von Plymouth über Südamerika nach Tahiti segelte. Am 7. Oktober 1769 erreichte sein Schiff die Poverty Bay genannte Bucht (»denn sie bot uns kein einzig Ding, wonach wir suchten«). Nach ersten feindseligen Begegnungen, aber auch gelungenen Annäherungsversuchen mit Maori umsegelte Cook das komplette Land und erfuhr dabei, dass Neuseeland tatsächlich nicht Teil eines Kontinents sei.

In einer abschließenden Zusammenfassung seines Neuseeland-Aufenthaltes schätzte Cook die Südinsel als »zum größten Teil ein sehr gebirgiges und allem Anschein nach ödes Land« ein. Die Nordinsel schien ihm von vergleichsweise vielen Menschen bewohnt, »die Erde seiner Ebenen und Täler erschienen reich und fruchtbar«, so dass europäische Pflanzen und Getreide zusammen mit den wohlschmeckenden und reichlich vorhandenen Fischen eine gute Versorgung sicherstellen würden. Auf zwei weiteren Reisen besuchte Cook Neuseeland noch mehrere Male und erreichte sogar fast die Antarktis, bevor ihn Eisberge zur Umkehr zwangen. Nach diesen Expeditionen war klar, dass der Südkontinent, wenn er denn existierte, außerhalb bewohnbarer Breiten liegen musste.

Nick Young sah als erster die Ostküste
Nick Young sah als erster die Ostküste

Cooks Berichte zogen ab 1792 vor allem Robbenfänger ins Land; diese Industrie brach aber schon um 1810 aufgrund ihrer eigenen Effizienz wieder zusammen, da nur noch zu wenige Robben übrig waren, als dass sich die Jagd weiter lohnte. Der Walfang erlebte in den 1830er Jahren seinen Höhepunkt. Wichtigste Basis und daher eine bedeutende europäische Siedlung war zu diesem Zeitpunkt Kororareka in der Nähe des heutigen Russell in der Bay of Islands. Walfänger siedelten auch an anderen Orten in unmittelbarer Nähe von Maori, so dass es zu ersten intensiven Kontakten und auch gemeinschaftlichem Leben kam; die ersten Ehen zwischen Maori und Pakeha (wie die Neuankömmlinge häufig genannt wurden) wurden geschlossen. Weitere wichtige Industrien entstanden mit der Holzfällerei – vor allem Kauri-Bäume waren für den Bau von Schiffsmasten beliebt – und dem Anbau von Flachs, das ebenfalls für die Seefahrt benötigt wurde.

In weiten Teilen des Landes blieb der Alltag der Maori jedoch zunächst wenig beeinflusst von den Neuankömmlingen. Allerdings erwarben immer mehr Stämme Musketen im Austausch gegen andere Güter wie Flachs oder Schrumpfköpfe, die bei Europäern offenbar beliebt waren. Diese Waffen ermöglichten es, lange zurückliegende – reale oder eingebildete – Auseinandersetzungen im Sinne von Utu auszugleichen. Ihren Höhepunkt erlebten die Konflikte in den Jahren 1832 und 1833, als einige kleinere Stämme vollständig ausgelöscht und etliche aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben wurden. Um 1840 war eine Art Gleichgewicht des Schreckens erreicht, da die meisten Stämme nun über Schusswaffen verfügten. Außerdem waren mittlerweile viele Ländereien an Pakeha verkauft worden, so dass Auseinandersetzungen mit einem anderen Stamm um Landbesitz seltener wurden. Am Ende dieser »Musketenkriege« war die Zahl der Maori von gut 100.000 zu Zeiten der Besuche von James Cook auf etwa 70.000 zurückgegangen.